
Holokaust
Befreiung
S1 F6:
19. März 1944. Die Deutsche Wehrmacht marschiert in Ungarn ein. Innerhalb kürzester Zeit ist das Land des ehemaligen Verbündeten besetzt. Lange schon ist der Diktator in der Defensive. Die Tage seines "1000 -jährigen Reichs" sind gezählt. Er weiß, daß sein Krieg nicht mehr zu gewinnen ist. Nur noch ein Ziel kann er erreichen: die Ausrottung der europäischen Juden. Und in Ungarn leben noch 750.000! Noch einmal wird die Tötungsmaschinerie angekurbelt. Die Vollstrecker des Massenmord wollen sich ein letztes Mal beweisen. Während im Osten die Rote Armee ihre Sommeroffensive vorbereitet, entsteht in Ungarn unter der persönlichen Leitung Himmlers in Windeseile der mörderische SS - und Polizeiapparat. Antijüdische Gesetze nach deutschem Vorbild schaffen die notwendige Grundlage für die "Endlösung" der Judenfrage in Ungarn. Das Unrechtssystem wird importiert. Eichmann, Garant für "reibungslose" Deportationen, bezieht nur wenige Tage nach dem Einmarsch als "Berater für Judenfragen" sein neues Büro im Hotel Majestic in Budapest. Von hier aus wird der Schreibtischtäter die Deportation einer halben Million Juden in den Tod organisieren. "Ich habe nur die Anweisungen meiner Vorgesetzten durchgeführt" sagt Eichmann 1962 vor dem Gericht in Tel Aviv. Nach Auschwitz kehrt ein Mann mit besonderer Erfahrung allein für den Massenmord an Ungarns Juden zurück. Rudolf Höß. Seine "besondere Stärke ist die Praxis" heißt es in seiner Beurteilung. Er ist der Gründer von Auschwitz. Mittlerweile zum Chef einer Abteilung im Wirtschaftsverwaltungshauptamt befördert, wird er noch einmal auf seinen alten Posten zurückgeholt. Keiner beherrscht das Handwerk des fabrikmäßigen Mordens so wie er. Ein letzter Hoffnungsschimmer. Eichmann schlägt einen Handel vor: Blut gegen Ware. Der Buchhalter des Todes will das Leben ungarischer Juden gegen 10.000 Lastwagen tauschen. Bis zur Antwort soll die Deportationsmaschinerie nicht anlaufen. Über Umwege gelangt der jüdische Unterhändler Joel Brand nach Palästina. Dort wird er von den Briten verhaftet. Sie vermuten hinter dem Angebot den Versuch des NS-Regimes, die Alliierten zu spalten. Der Vorschlag wird abgelehnt.