Ghetto

Ghetto

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S1 F3: 19. September 1941. Von diesem Tag an müssen die im deutschen Reichsgebiet verbliebenen Juden den gelben Stern tragen. Sie haben Angst. Das Stigma reißt sie aus der Anonymität der Großstädte, in die die meisten der 250.000 noch in Deutschland lebenden Juden geflohen sind. Wie werden die Deutschen reagieren? Fanatische Antisemiten pöbeln Juden an, spucken vor ihnen aus. Einige wenige lächeln ihnen zu. Die meisten Deutschen aber schweigen. Ein Volk schaut weg. Zur gleichen Zeit an der Ostfront. Die neue Offensive ist angelaufen. Kiew steht kurz vor seinem Fall. Im Führerhauptquartier kommt Hoffnung auf. Hitler glaubt, den Krieg noch vor Jahresende für sich zu entscheiden. Siegessicher rechnet er damit, die Rote Armee sei bis Mitte Oktober geschlagen. Bis dahin, so der Diktator, müsse alles getan werden, um den Vereinigten Staaten keinen Vorwand zum Kriegseintritt zu geben. Nichts soll den Sieg gefährden! Das Schicksal der Juden in Hitler's Machtbereich ist schon entschieden. Der Diktator hat ihre Ausrottung befohlen. In den besetzten Gebieten der Sowjetunion wird schon seit Kriegsausbruch barbarisch gemordet. Allein in Babi Yar werden nach dem Fall von Kiew 33.000 hingemetzelt. Und doch verschafft der Kriegsverlauf den Juden aus Zentraleuropa eine letzte Galgenfrist. Hitler befiehlt, sie erst ab Mitte Oktober in den Osten zu deportieren. Aus Rücksicht auf die Amerikaner. Den Massenmord hebt er sich auf, als "Pressalie", nach dem Kriegseintritt der USA. Doch seine Helfer drängen: Die Lage in den Ghettos im ehemaligen Polen droht zu eskalieren. Beispiel: Ghetto Lodz, im sogenannten Warthegau. Seit 1940 vegetieren hier auf einem Gebiet von nur vier Quadratkilometern über 200.000 polnische Juden. In Holzbaracken ohne fließend Wasser und Kanalisation. Die Zustände sind entsetzlich: Unter brutaler Aufsicht der deutschen Ghettopolizei werden die Juden gnadenlos ausgebeutet. Der Lohn: Ein Stück Brot und ein Teller Suppe täglich. Zu viel zum Sterben - zu wenig zum Überleben. Die Todesrate ist sechs mal so hoch wie vor der deutschen Besetzung. Als erstes sterben die Alten, die Kranken und die Kinder... Hitlers Kriegsprognosen scheinen aufzugehen. "Die russische Armee", so schreibt ein Adjutant am 9. Oktober 1941 über die militärische Lagebesprechung im Führerhauptquartier, "kann im wesentlichen als vernichtet gelten." Der Sieg scheint zum Greifen nah!