The Beethoven Symphonies - Symphony No. 5
Ihr Anfangsmotiv ist das berühmteste aller Zeiten und wurde zum Erkennungszeichen nicht nur des Komponisten, sondern zum Signum klassischer Musik schlechthin. Was aber macht vier Töne unsterblich? Dass sie dem Zuhörer unerbittlich geradezu eingehämmert werden? Nie hat Beethoven sein Publikum so direkt und mit solcher Wucht angesprochen, nie hat er, zu eben diesem Zweck, die kompositorischen Mittel so radikal reduziert wie in seiner Fünften Symphonie. Der äußerst knappe Kopfsatz wird von dem eigentlich banalen Klopfmotiv buchstäblich tyrannisiert; kein kontrastierender Gedanke gelangt zur Entfaltung. Der langsame Variationssatz arbeitet hauptsächlich mit figurativen Abwandlungen seines tröstlichen Themas; als Ereignis erscheinen jeweils die drei trompetenüberstrahlten C-Dur-Einschübe, die den Ausblick auf ein glückliches Ende gewähren. Mit der unvermittelten Rückkehr des Hauptmotivs im dritten Satz ist aber diese Aussicht wieder verstellt – eine Verzögerung, die den Sog in ein erlösendes Finale noch verstärkt. Die zum letzten Allegro überleitenden Takte lassen dann auch keine Satzpause mehr zu, sondern streben mit unvergleichlicher Suggestivkraft dem symphonischen Ziel entgegen: dem krönenden C-Dur. Als ein einziges Ausrufezeichen trumpft dieses Finale auf, mit ungeheurer Energie, einer bei allem Gestaltenreichtum äußerst fasslichen Thematik und einem schier grenzenlosen Jubel, der nur mit Blick auf das Ganze verständlich, dann allerdings von nach wie vor unwiderstehlicher Wirkung ist. Wie keine andere Symphonie verkörpert Beethovens Fünfte die Idee des »per aspera ad astra«, wie keine andere vermittelt sie den Eindruck einer psychologischen Reise, in deren Verlauf gegen Widerstände angerannt, Auswege gesucht und Lösungen gefunden werden. Dieser Entwicklungsprozess, ein gewissermaßen heilender Verlauf der Musik, ist vielen Werken Beethovens eingeschrieben und wohl einer der Gründe für ihre unverminderte Anziehungskraft. In seiner Fünften ist sie – unausgesprochenes – Programm.
Hauptdarsteller:innen Claudio Abbado, Berliner Philharmoniker