Laut Bruno Latour drehen sich seit drei Jahrhunderten die politischen Fragen und Kämpfe um Produktion und Verteilung der Reichtümer. Ein Erbe des Bürgertums, das von sich sage, „rationaler“ als die Aristokratie zu sein. Die neu entstehende ökologische Klasse werde das Bürgertum ihrerseits als irrational definieren, da dieses die Bewohnbarkeit unseres Planeten bedrohe.

Bruno Latour beschreibt, wie im Labor wissenschaftliche Entdeckungen und Fakten ausgebrütet werden. Er bezeichnet die wissenschaftliche Praxis als großartiges Werkzeug und führt aus, wie durch Hypothesen, Wahrscheinlichkeiten, Experimente und die Kritik von Gleichgesinnten Gewissheit entsteht und Tatsachen „wahr“ werden. Es gebe keine allumfassende Wissenschaft, nur wissenschaftliche Praxis.

Bruno Latour fragt sich, wie in einer Zeit des „eklatanten Mangels an politischer Repräsentativität“ das individuelle Wort zum kollektiven Denken beitragen könne. Man müsse sich zusammenschließen, Räume schaffen, in denen alle Disziplinen gleichberechtigt seien und ihre unterschiedlichen Affekte und Kenntnisse zusammenbringen. Alle müssten mitreden können, um die Welt von morgen zu gestalten.

Für Bruno Latour ist das Bilden von Kollektiven Teil unseres Lebens. Doch eine Vielzahl von Menschen zusammenzubringen, damit sie mit einer Stimme sprechen, bedeute Verrat und Metamorphose. Auf dem Weg von der persönlichen Meinung bis zu einer von anderen ausgesprochenen Anweisung werde es Transformationen geben. Das müssten wir akzeptieren. Es sei die Voraussetzung, um tatsächlich Politik zu machen und kollektiv zu handeln.