FOLGE 1
Das Bibelrätsel - Jenseits von Eden
Am Anfang der Bibel steht ein großer Menschheitstraum: das Paradies, der Garten Eden. Adam und Eva lebten dort, die ersten Menschen, in paradiesischer Unschuld. Aber dann kam das Verhängnis. Adam und Eva übertraten ein Verbot Gottes und bissen in den Apfel vom "Baum der Erkenntnis". Und damit war es dann aus mit den paradiesischen Zuständen. Nach Ansicht moderner Exegeten steckt in der Überlieferung von Eva und der Schlange ein uralter Mythos über die menschliche Sexualität. Danach habe ein Schlangengott den Menschen das Geheimnis der Fortpflanzung verraten, das ihnen bis dahin unbekannt war. Die übrigen Götter bestrafen daraufhin den Schlangengott für seinen Verrat und vertreiben die Menschen aus dem Paradies. Auch die berühmte Erzählung von Kain und Abel erhält im Licht moderner Wissenschaft neue Facetten. Der erste Mordfall der Geschichte fordert Rechtshistoriker und Kriminologen zu Deutungen heraus. Sie entdecken in Kain das Urbild des Mörders, einen "narzisstischen Charakter", ein Persönlichkeitsprofil, dem man auch bei heutigen Straftätern begegnet. Für Archäologen führt die Erzählung von Kain und Abel in die Frühzeit der menschlichen Zivilisation. Der Bruderzwist repräsentiert in Wirklichkeit den Konflikt zwischen zwei Kulturformen - dem Hirten und dem Ackerbauern. Der Traum vom Paradies und die Realität der Gewalt - das ist auch die Geschichte des "Gelobten Landes", der von Gott seinem auserwählten Volk verheißenen Heimat. Das Land, in dem "Milch und Honig fließen", wird von den Israeliten in langen blutigen Kämpfen erobert. So jedenfalls schildert es die Bibel. War das so? Wie kamen die Israeliten überhaupt nach Israel? Für den Jerusalemer Anthropologen Yossi Nagar liegt der Fall klar: die Israeliten gehören zu den alten Völkern Palästinas, die während der frühen Bronzezeit aus Mesopotamien eingewandert sind. Dafür sprechen die genetischen Ähnlichkeiten zwischen heutigen Irakern, Palästinensern und Israelis.
43 Min. · 27. März 2005
ab 6 Jahren