Sehnsuchtsmotive - Maler und ihre Landschaften

Rügen – unweit der Küste Vorpommerns erhebt sich Deutschlands größte Insel aus der Ostsee. Ihre ausgedehnte Küstenlinie zergliedert das Land und schafft eine Welt aus Halbinseln mit ganz unterschiedlichen Gesichtern: von sanften Hügellandschaften mit flachen Lagunen bis hin zur dramatischen Steilküste aus Kreide. Im 19. Jahrhundert findet der aus dem nahen Greifswald stammende Caspar David Friedrich hier die Motive für einige seiner größten Meisterwerke. Die Dokumentation folgt den Spuren des Malers in seiner Heimat und trifft dort auf Menschen, die seine Begeisterung für diese einzigartige maritime Landschaft teilen. Friedrichs Kunst trägt damals dazu bei, die ersten Touristen nach Rügen zu locken. Heute ist die spektakuläre Kreideküste durch ihn weltberühmt. Die Insel ist mittlerweile zum Sehnsuchtsort für viele Menschen geworden. Ob Naturschützer, Künstler oder Friedrich-Expertin – der Film portraitiert Einheimische und Zugezogene, die alle einen besonderen Bezug zu den Rügener Landschaften haben. Der Biologe Hannes Knapp setzt sich für den Erhalt der einzigartigen Insel-Natur rund um die Kreidefelsen ein. Benjamin Treu und Jule Dressel befreien die Strände von Treibgut und verwerten alles zu kleinen Kunstwerken. Taucher Wolfgang Frank erforscht den Meeresgrund der Ostsee, wo rund um Rügen zahlreiche Wracks Geheimnisse bergen.

Aix en Provence ist die lebenslange Heimat des Malers Paul Cézanne. Die Stadt Aix ein Provence, hat seit jeher Künstler und Handwerksbetriebe angezogen. Die Familie Fouque stellt hier in Handarbeit Krippen-Figuren aus Ton her und lebt diese Handwerkstradition in vierter Generation. Dennoch ist Aix als Studentenstadt eine junge Metropole in der Region, in der man heute häufig auf Spuren des berühmten Stadtsohns Cézanne stößt. Eine davon ist die Stadtvilla, in der Paul Cézanne aufgewachsen ist und die er unzählige Male in seinen Bildern aus immer neuen Winkeln insziniert hat. Wie in seinen Gemälden treffen sich traditionsbewusste Menschen einmal im Jahr zum gemütlichen Picknick am Fuße des Berges Sainte-Victoire. Initiatorin ist Mireille Fouque, eine wahrlich echte Provenzalin. Das Frühstück im Freien erinnert an das Lebensgefühl zu Zeiten Cézannes. Das Umland von Aix en Provence zog Cézanne magisch an. Besonders eben der Berg Sainte-Victoire. In Puyloubier hat seit 1854 die Institution für Invaliden der Fremdenlegion ihren Sitz. Auf den legionseigenen Weinbergen werden diverse Trauben angebaut. Daraus machen die Ex-Legionäre hochwertige Weine für den Eigengebrauch und für die Fremdenlegion überall auf der Welt. Auf der Anhöhe Les Lauves in Aix en Provence schaut sich der Kunsthistoriker Jean-Pierre Cassely immer wieder um. Hier steht das Atelier Paul Cézannes. In den 1950er Jahren hat ein amerikanischer Cézanne-Liebhaber das Gebäude vor dem Verfall gerettet. Heute ist es als Museum zugänglich und vieles steht noch so da, wie der Künstler es hinterlassen hat. Die Umgebung und die Natur mit den Augen Cézannes sehen. Das versteht die Künstlerin Catherine Moullé und animiert ihre Mal-Schülerinnen dennoch, ein eigenes Gefühl umzusetzen und beim malen oder zeichnen eine eigene Ausdrucksweise zu finden. Cézanne liebte die heitere, karge Landschaft der Provence. Er suchte in der Natur das Ewige und wurde nach seinem Tode für Generationen von Malern ein Vorbild.

Barcelona – die pulsierende Hauptstadt Kataloniens. Hier verbringt Pablo Picasso um die Jahrhundertwende seine Jugend. Es ist eine stilprägende Epoche – sowohl für die aufstrebende Kulturmetropole als auch für den jungen Künstler. Die Dokumentation folgt Picassos Pfaden und erkundet viele Motive, die er in seinen Bildern festgehalten hat: die Kathedrale von Barcelona, das Rotlichtviertel und die Berglandschaft ‚Terra Alta’, weiter südlich in Katalonien. 1917 malt er seinen letzten Blick auf Barcelona. Es ist die Aussicht auf die Kolumbussäule am Hafen, die noch jung war, als er als 14-jähriger in die Stadt kam. Picasso ist längst ein berühmter Maler und genießt das Künstlerleben in Frankreich. Doch Barcelona wird zeit seines Lebens eine wichtige Rolle für ihn spielen. Das Museu Picasso ist Ausdruck seiner engen Verbundenheit mit Barcelona, denn der Maler höchstpersönlich hat es durch Schenkungen seiner Frühwerke ermöglicht. Die aus Málaga stammenden Picassos ziehen in die Altstadt – in die Nähe des Hafens. Geradezu obsessiv studiert der junge Künstler von da an das Meer und die Aktivitäten im Hafen. Doch auch die Baudenkmale Barcelonas erregen Picassos Aufmerksamkeit bei seinen Streifzügen durch die Altstadt. Er interessiert sich besonders für den Innenhof der gotischen Kathedrale. Während seiner ersten Jahre in Barcelona orientiert sich Picasso noch stark an den klassischen Vorgaben der Kunstakademie. Doch immer mehr hadert er mit ihnen –bis er mit 16 Jahren in einer tiefen Sinnkrise steckt. Er braucht eine Luftveränderung und reist aufs Land, nach Terra Alta, deren weiten Panoramen und spektakuläre Naturkulisse großen Eindruck auf ihn machen. Als er nach einem halben Jahr zurück nach Barcelona kommt, hat er eine Wandlung durchgemacht. Seine Entwicklung als unabhängiger Künstler – hin zu einer unverkennbaren Bildsprache – nimmt ihren Lauf.

Venetien. Tizian, ist einer der Meister der italienischen Hochrenaissance. Er malte Bilder in verschiedenen Stilen. Stets nimmt in seinen Bildern die Natur einen Platz ein. Zu seiner Zeit ein Novum. Er gilt als der wahrhafte Schöpfer der modernen Landschaftsmalerei. Tizians Spuren folgend begeben wir uns auf eine Reise, beginnend in seinem Geburtshaus in Pieve di Cadore in seiner Heimat Venetien bis nach Venedig und begegnen dabei Menschen, die noch heute Inspiration aus Tizians Werken schöpfen. Sein Geburtshaus beherbergt das Tizian-Museum, wo wir Renzo Bortolot treffen, der die Geschichte Tizians Familie und der Region am Leben erhält. Nicht weit entfernt lebt der Holzkünstler Mauro Lampo. Wie der alte Meister selbst, hat Mauro die Leidenschaft für die Berge und Landschaften in der Dolomitengegend im Blut. Doch diese Berglandschaften bergen auch Tücken. Mitten in den Dolomiten, im Vajont-Tal in der Provinz Belluno, sind Freiwillige der Bergrettung unterwegs zu einem Einsatz. Sie sorgen hier für den Schutz und die Sicherheit von Wanderern und Bergsteigern. Tizians künstlerische Fähigkeiten werden schon früh erkannt und so lässt er die Dolomiten hinter sich. In der Universitätsstadt Padua, im Süden der Region Venetien sind seine Frühwerke zu bewundern. Viele davon zeigen Bilder von Heiligen, wie die des heiligen Antonius, doch bis heute weiß niemand, wie dieser eigentlich ausgesehen hat. Professor Nicola Carrara, der nun das Mysterium um das Antlitz des Heiligen Antonius gelüftet hat, vereint Wissenschaft und Kunst durch die Darstellungen Tizians. Auch zeigen Tizians Werke Ausschnitte aus der Kultur der Renaissance. Sie lassen uns teilhaben an den Gedanken des Künstlers und manchmal auch an den irdischen Bedürfnissen. Mit genau diesen beschäftigen sich die Renaissance-Bäckerin Daniela Storoni und der Eismacher Dario Olivier. Sie weihen uns ein in die Geheimnisse der damaligen Rezepte und Kräuter. So bleibt das Vermächtnis Tizians bis heute lebendig