FOLGE 1
Tauchfahrten: Fluch der Tiefe - Das Wrack der Explorer
New York am 30.Mai 1866. Der amerikanische Bürgerkrieg ist beendet, doch noch immer prägen dunkle Nordstaatenuniformen das Straßenbild. An einem Dock in Brooklyn beladen vier Männer ein zigarrenförmiges Boot, von dem nur ein schlanker Turm mit einer Luke aus dem braunen Wasser des East River ragt. Die Konstruktion stammt aus der Werkstatt des deutschen Ingenieurs Julius Kröhl. Für den Einwanderer aus Ostpreußen steht an jenem Tag viel auf dem Spiel. Er hat eine Delegation aus hochrangigen Offizieren, Wirtschaftsgrößen und Journalisten von der New York Times eingeladen, um seine neueste Erfindung, ein zwölf Meter langes U-Boot, zu präsentieren. Die Explorer ist ein Novum im Schiffsbau. Das Gefährt besteht vollständig aus Gusseisen und besitzt ein ausgeklügeltes Ausstiegssystem - weltweit das erste seiner Art. Kröhls Idee, mit einem Schiff zu tauchen, ist hingegen nicht neu. Gleich mehrere seiner Konkurrenten produzierten bereits verschiedene U-Boote in der Hoffnung, die amerikanische Regierung würde die Prototypen für den tobenden Bürgerkrieg ankaufen. Die Südstaaten wagten das Experiment, setzten die C.S.S. Hunley ein und feierten am 17. Februar 1864 sogar den erfolgreichen Abschuss eines feindlichen Kreuzers. Allerdings endete die Mission der Hunley im Desaster. Das Militär musste das Unterseeboot samt Besatzung nach dem Angriff als verloren melden. Bis 1866 überstand kein anderes Modell mehr die Jungfernfahrt. Die Tests in der Tiefe glichen stets einem Himmelfahrtskommando. Julius Kröhl aber ist sich seiner Sache sicher. Neunzig endlose Minuten bleiben er und seine drei Begleiter unter Wasser. Dann tauchen sie auf - zum großen Erstaunen der Schaulustigen. Kröhl öffnet den Deckel der Einstiegsluke, zündet sich eine Meerschaumpfeife an und zeigt einen Eimer, gefüllt mit Bodenschlamm des East River. Den Schlick holte der Deutsche über die breite Ausstiegsklappe im Boden der Konstruktion.
43 Min. · 4. Okt. 2009
ab 6 Jahren