The Beethoven Symphonies - Symphony No. 2
Im gewaltigen Schatten der »Eroica« erscheinen die eigenwilligen und neuartigen Züge der Zweiten Symphonie unbedeutend – die falsche Perspektive verstellt den Blick. Dabei ist in Wahrheit der Schritt, den Beethoven von seiner Ersten zu seiner Zweiten Symphonie vollzogen hat, enorm – nicht nur in der geweiteten Dimension der gesamten Anlage, sondern selbstverständlich auch darin, wie er mit gewachsener Sicherheit diese Dimension ausfüllt. So kündigt bereits die Einleitung der Symphonie einen neuen, würdevollen Ton an: Weiträumig fächert sie sich auf in ornamentale Figurationen, die durch einen dazwischenfahrenden d-Moll-Dreiklang unwirsch unterbrochen werden und sich dann nur noch unter strenger metrischer Kontrolle ausbreiten können; die verbleibenden Triller führen direkt zu der unscheinbaren kleinen Rollfigur, mit der in den Bässen das erste Allegro in vornehmer Zurückhaltung beginnt – sie ist motivische Keimzelle und treibende Kraft des Satzes. Mitten im Scherzo begegnet sie uns wieder, hier leitet sie zurück zum Hauptthema, einem launigen Wechselspiel in Dynamik und Tonhöhe. Herzstück der Symphonie ist das melodiös ausschwingende und fein instrumentierte Larghetto, ein Dialog zwischen Streichern und Bläsern voller Innigkeit und Wärme, dessen kantable Themen durch betörende Girlanden und delikate Farbwechsel variiert und bereichert werden – Vorbote eines Andantes von Schubert. Das Finale, hochvirtuos und von Beethovens Zeitgenossen als bizarr und sonderbar empfunden, kostet das Spiel mit den drei Motiven seines burlesken Hauptthemas aus, wirbelt sie durch und schichtet sie aufeinander – ein pointierter Satz im Buffo-Ton.
Hauptdarsteller:innen Claudio Abbado, Berliner Philharmoniker