Licht sieht man nur im Dunkel. Ein kleiner Junge lebt auf einem Hof mitten im Nirgendwo. Nur eine alte Bäuerin kümmert sich um ihn, den Haushalt und das wenige Vieh. Als er eines Morgens aufwacht, ist sie tot. Mutterseelenallein und ohne Nachbarn weit und breit zieht der Kleine notgedrungen los, um Hilfe zu suchen, und begegnet einer Welt voller Niedertracht, in der es offenbar jeder Mensch auf ihn abgesehen hat. Drohungen und Schläge stehen gerade mal am Anfang seiner Odyssee mitten hinein ins finstere Herz der Menschenseele. Václav Marhouls Ausnahmewerk von 2019, das als offizieller Wettbewerbsbeitrag der Internationalen Filmfestspiele von Venedig seine Premiere feierte und sofort für reichlich Diskussionsstoff sorgte, ist einer der umstrittensten europäischen Filme der letzten Jahre. Mit internationaler Starbesetzung (u. a. Udo Kier, Harvey Keitel, Stellan Skarsgård und Barry Pepper), gedreht auf 35mm in atemberaubendem Schwarzweiß, gelang Marhoul nach jahrelanger Vorbereitung die Umsetzung seines Herzensprojektes: Die Verfilmung des gleichnamigen und ebenso umstrittenen Romans von Jerzy Kosiński. Wie auch immer man das Ergebnis bewerten möchte, eines ist sicher: Kalt lassen wird dieser Film niemanden und einmal gesehen, wird man seine Bilder nicht mehr vergessen.
