Ein proletarisches wintermärchen
Drei junge Georgier müssen im Auftrag eines Gebäudereinigungsunternehmens ein Berliner Schloss putzen, in dem am Abend die Sammlung zeitgenössischer Kunst eines deutsches Rüstungsunternehmens präsentiert werden soll. Bei diesem Anlass ist das Proletariat natürlich unerwünscht und wird in eine Dachkammer verbannt. Unten jedoch lockt ein köstliches Buffet – warum sich nicht einfach über dieses ungerechte Ausgangsverbot hinwegsetzen, die räumlichen Demarkationslinien der Klassengesellschaft übertreten? Und überhaupt, begann die französische Revolution nicht auch mit einem Stück Torte? Indem sie sich wild fabulierende Geschichten erzählen, die von einem Abenteuer des heiligen Franz von Assisi bis zu einer spiritistischen Séance in der Sowjetunion reichen, versuchen die drei, eine Antwort auf die Fragen zu finden, ob sich Klassenverhältnisse überwinden lassen, wo doch alle überlieferten Geschichten dagegen sprechen – während sie ganz nebenbei mit nahezu messianischer Faulheit eigensinnigen Wolken, neoliberalen Arbeitsverhältnissen, apokalyptischen Kleinbürgern und den Akteuren einer wirren spätkapitalistischen Verschwörung trotzen. Ein proletarisches wintermärchen eben.
Hauptdarsteller:innen Natja Bakhtadze, Christoph Förster, Aleksandre Koberidze
Regie Julian Radlmaier