Im Nirgendwo

Charlotte ist Ende Vierzig und eine mehrfach preisgekrönte Journalistin. Der schnelle Wandel in der Medienlandschaft macht ihr zunehmend zu schaffen und der einstige Drang als Journalistin, verborgene Wahrheiten ans Licht zu führen, Ungerechtigkeiten aufzudecken und damit wirklich Relevantes zu erzählen, ist einem bissigen Zynismus gewichen. Das Schicksal von Menschen ist ihr egal geworden. Hauptsache die Story ist brillant – so versteht sie auch ihren journalistischen Auftrag. Die Recherche für einen Artikel über einen toten Afrikaner, den man erfroren vor einer Berghütte gefunden hat, nimmt sie nur widerwillig an. Doch obwohl sie sich dagegen sträubt, zieht sie das Leben des Unbekannten immer mehr in den Bann. Was ist geschehen? Wer war er? Woher kam er? Auf der Suche nach Informationen entfaltet sich ein Panoptikum an Geschichten und Thesen rund um den Mann. Doch die Geschichten passen einfach nicht zusammen. War er ein guter oder ein schlechter Mensch? War er Opfer oder Täter? Diese Ungewissheit treibt Charlotte fast in den Wahnsinn. Sie sollte sich entscheiden. Für eine gute Geschichte gibt es nur eine Wahrheit