Im Bann des Priesterkönigs

Im Bann des Priesterkönigs

S1 F1: Rom 1165: Im Lateran, dem Sitz der Päpste, herrscht Verzweiflung. Die Truppen des Kalifen Nur-ad-Din haben die Kreuzfahrer empfindlich geschlagen, jetzt steht Jerusalem auf dem Spiel. Für Papst Alexander III. zerbricht mit dem Desaster der Traum vom christlichen "Königreich des Himmels". Doch es geht auch um weltliche Güter - um Grundbesitz und viel Geld. Denn Palästina ist der Brückenkopf für den Handel nach Fernost und damit Quelle unvorstellbaren Reichtums. In den Stunden höchster Not erhält der Heilige Vater eine diplomatische Botschaft. Als Absender zeichnet ein Priesterkönig namens Johannes, genannt der Presbyter. Er wolle Jerusalem mit "10 000 Rittern sowie 100 000 bewaffneten Fußsoldaten" verteidigen und die Feinde des Kreuzes Christi bekämpfen", schreibt der Monarch. Für Alexander III. ist der Brief ein Geschenk des Himmels. Eilig lässt er das Schreiben kopieren und zu den Fürsten Europas bringen. Der unerwartete militä-rische Beistand soll sie aus der Lethargie reißen und zu einem neuen Schlag gegen den Islam motivieren. Doch die Kreuzritter hoffen vergeblich auf die Armee. Wer war der legendäre Priesterkönig? Und wo lebte er? Im Mittelalter bezeichnet fast jede Karte sein Hoheitsgebiet als "Reich der drei Indien" - ein christliches Imperium tief im Osten und somit Rücken des muslimischen Feindes. Doch wer hat den ursprünglich an Kaiser Manuel von Byzanz adressierten Brief geschrieben? Ließ Kaiser Friedrich Barbarossa die Botschaft seinem großen Widersacher Papst Alexander nur zuspielen oder gar an seinem Hof verfassen? Jedenfalls notierte Barbarossas Berater, Bischof Otto von Freising, in seiner berühmten Chronik, im Jahr 1145 habe ein Priester und König aus dem Osten ein muslimisches Heer unterworfen. Tatsächlich gewinnt der Khan der Mongolen 1141 bei Samarkand eine Schlacht gegen islamische Truppen.