FOLGE 1
Die Minen des Hephaistos
Die Geschichte beginnt vor etwa 10 000 Jahren in Vorderasien, als die Menschen sesshaft werden. Sie lassen sich an festen Plätzen nieder, bestellen den Boden und züchten Tiere. Ein geregelter Alltag mit ge?zielter Vorratshaltung verschafft der Gemeinschaft Freiraum für hand?werkliche Experimente. Irgendwann finden die Bauern fremdartige, grün schillernde Steine. Noch ahnen sie nicht, dass kostbares Kupfer darin schlummert. In reiner Form kommt es in der Natur selten vor. Der Fachmann spricht von "gediegenem" Kupfer. Spielerisch wie Kin?der machen die Siedler zaghafte Versuche und verwenden das seltene Pigment zunächst für die Dekoration von Totenmasken. Dann merken sie, dass das Material in der sengenden Glut des Lagerfeuers weich wird und sich bearbeiten lässt. Mit viel Geduld und Muskelkraft häm?mern sie Kleinwerkzeuge, Waffen und Zepter. So bescheiden nimmt die erste technologische Revolution der Menschheit ihren Anfang. Im nächsten Schritt lernen die Steinzeitler Metall zu schmelzen. Dazu perfektionieren sie den Umgang mit Feuer. Da Kupfer erst bei knapp 1100 Grad Celsius schmilzt, müssen hohe Temperaturen erzeugt und über Stunden aufrecht erhalten werden. Mit der Erfindung des Blasrohrs und speziellen Düsen aus Lehm kann die Hitze angefacht und der Luftstrom gezielt gebündelt werden. Später verwendet man Holzkohle und konstruierte Tontiegel, die konstante Schmelzbedingungen liefern. Endlich bildet sich eine Schlacke, in der sich Kupfertröpfchen absetzen. Unzählige davon sind nötig, um einen simplen Gegenstand zu gießen. Schmuck, Beile und andere Geräte aus dem gewonnenen Metall stehen hoch im Kurs. Zwar ist Kupfer weich, doch für die Holzbearbeitung geeignet. Neue Berufe entstehen, der Bedarf an Metall steigt rasant an. So folgen die Menschen den grünen Brocken und stoßen auf Erzge?stein in den Bergen. Immer tiefere Stollen treiben sie in die massiven Wände.
43 Min. · 1. Jan. 2006
ab 6 Jahren