FOLGE 1
Eine deutsche Schule in Kairo
Von außen ist die Deutsche Evangelische Oberschule durch eine acht Meter hohe Mauer wie ein Gefängnis geschützt. Dahinter verbirgt sich ein Hort der Freiheit. Hier können die 1200 Schüler von der arabischen in die europäische Welt eintauchen. Es ist ein Leben voller Widersprüche in verschiedenen Welten. Mädchen dürfen mit Jungen reden, überhaupt herrscht auf dem Schulhof Meinungsfreiheit. Auch Lehrer Dette versucht in deutscher Sprache so viele demokratische Werte zu vermitteln wie möglich. Immer wieder stößt er an seine Grenzen, in einem Land, in dem die Zensur regiert, Männer vier Frauen gleichzeitig heiraten dürfen und mittelalterliche Ansichten vorherrschen. Eine durchschnittliche ägyptische Familie könnte sich das Schulgeld (150 Euro pro Monat) niemals leisten. Etwa dreiviertel der Eliteschüler entstammen der dünnen ägyptischen Oberschicht, die deutsche Tugenden zu schätzen weiß. Die Eltern der Schüler sind in der Regel reich: Zumeist verfügen sie über einen eigenen Fahrer und ein Heer von Dienstboten, die auch den Sprösslingen das Leben so angenehm wie möglich machen. Die Bibliothekarin der Deutsche Evangelische Oberschule, Hannah Hartmann, hat ein Sozialkomitee gegründet und besucht mit den verwöhnten Schülern regelmäßig Heime für Straßenkinder. Offiziell werden sie nicht gezählt, aber man schätzt, dass bis zu eine Million Kinder in Kairo auf der Straße leben.
24 Min. · 14. März 2011
ab 6 Jahren