FOLGE 5
Widerstand
31. Januar 1943. Entscheidung Stalingrad. 91.000 deutsche Soldaten kapitulieren vor der Roten Armee - nach einem wochenlangen Martyrium. Hitler hatte die Kapitulation verboten. Was auch in Deutschland manche ahnten, ist nun nicht mehr zu verleugnen: Dieser Krieg ist für das "Dritte Reich" verloren. In Casablanca haben die Alliierten ihre Kriegsziele klar formuliert: "Hitler first!" Sie fordern die bedingungslose Kapitulation. Während die Menschen in der Heimat um die Toten von Stalingrad trauern, lügt Göring im Rundfunk den Untergang der 6. Armee zum heldenhaften Opfergang um und schlägt dabei ganz neue Töne an: "...wenn der Jude bei uns Rache nehmen könnte, was glaubt ihr, was mit Euren Frauen, Euren Töchtern, Euren Bräuten, usw. geschehen würde?. Was glaubt Ihr, wie dieser teuflische Haß, dieses bestialische, sich im deutschen Volk austoben würde?" Die dumpfe Ahnung von dem unfaßbaren Verbrechen wird zum Druckmittel gegen die eigene Bevölkerung. Auch wenn es immer noch nicht opportun erscheint, die Konsequenz des Völkermordes ganz offen auszusprechen. Am 18. Februar peitscht Hitlers Helfer Josef Goebbels im Berliner Sportpalast eine ausgesuchte Schar von 10.000 Anhängern des Regimes noch einmal auf. Seine Antwort auf die alliierte Forderung nach bedingungsloser Kapitulation ist der "totale Krieg". Einmal verspricht er sich beinahe. Als er von der Behandlung der Juden redet, will er sagen: "Deutschland jedenfalls hat nicht die Absicht, sich dieser jüdischen Bedrohung zu beugen, sondern vielmehr die, ihr rechtzeitig, wenn nötig unter vollkommener und radikalster Ausrott...,, Er vollendet das Wort nicht und verbessert sich: "...Schaltung des Judentums entgegen zu treten." Das Publikum im Sportpalast quittiert den Versprecher, so das Protokoll, mit starkem Beifall, Zwischenrufen und Gelächter. Am selben Tag, als in Berlin Tausende von Menschen dem NS-Regime blind Gefolgschaftstreue bis zum Untergang geloben, segeln in den Lichthof der Universität von München hunderte von Flugblättern. Ein anonymer Aufruf zum Widerstand gegen das verbrecherische Regime, verfaßt von einer Gruppe Studenten, die sich "Weiße Rose" nennt. Ein Hausmeister beobachtet die 21 -jährige Sophie Scholl heimlich dabei und denunziert sie bei der Gestapo. Die mutige Studentin wird zusammen mit ihrem Bruder Hans und einem Freund, Christoph Probst, verhaftet. Nur drei Tage später werden sie vor Freislers Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am selben Tag enthauptet.