In der ertsen Werkstatt-Episode "Mythos und Schweiß" geht es darum, das Paradox zwischen der hart arbeitenden Tänzerin und der schwebenden Tänzerin in der Aufführung aufzuzeigen. Im tagtäglichen Training sind harte Arbeit und strengste Disziplin gefordert; auf der Bühne indes sieht alles mühelos und leicht aus. "Ballett ist und bleibt eine wortlose Kunst", betont John Neumeier. Doch seine Erklärungen, die er an den Tänzerinnen zeigt oder selbst als Tänzer ausführt, sagen eine Menge über Technik, Geschichte und Geist des modernen und klassischen Balletts aus. Sieht man nun eine getanzte Szene, versteht man schon weitaus mehr als vor der Dokumentation ...

Wie für einen Tänzer folgerichtig auf das Training an der Stange jenes Training "in der Mitte" folgt, so präsentiert auch John Neumeier in der zweiten Folge seiner Ballettwerkstatt diese logische Fortführung der tradierten Trainingselemente. Pirouetten, Sprünge – auch hier gilt wieder: Die größte Kraftanstrengung vermittelt die überzeugendste Leichtigkeit.

Im dritten Teil geht es nun – nach dem WIE um das WAS eines Tanzkunstwerkes – um die Themen. Was kann Tanz vermitteln, welche Möglichkeiten und Gesten kennt das Ballett? Freuen Sie sich auf Ausschnitte aus Giselle, Schwanensee, Daphnis und Cloe, Desir und Romeo und Julia!

Nicht immer erzählt Tanz eine Geschichte nach einer literarischen Vorlage. Der Choreograf kann ebenso gut seine Inspiration in der Musik finden. Im vierten Teil der Musikwerkstatt geht es um die Inspiration und Kraft der Musik. Unter den getanzten Beispielen findet sich euch die "Dritte Sinfonie" von Gustav Mahler, eines der vielen Highlights aus dem Repertoire von John Neumeier.

Packend für Laien und Fortgeschrittene ist, wie die Episode "Auf Spitze" das Phänomen erklärt, dass Ballett teils auf Zehenspitzen getanzt wird. Zu diesem Zweck zeigt er nicht nur den wahrscheinlich ersten Ballettfilm – eine Rarität von 1902 – sondern zerschneidet einen Ballettschuh, um den Querschnitt der Materialien vorzuführen. Auch spannend: Warum die Tänzerinnen den Schuh mit Klopapier stopfen und man gutes Ballett mit einem guten Steak vergleichen kann ...

Für viele Zuschauer steht Ballett immer noch für rosa Tüll und Spitzenschuhe, also für Ballerina-Klischees. Dass es so viel mehr sein kann, sehen wir in dieser zweiten Folge der Ballettwerkstatt. Während der russische Choreograf George Balanchine noch behauptete "Ballet is a woman", sagte der Franzose Maurice Bejart "Tanz ist männlich". John Neumeier platziert sich in der Mitte dieser beiden Standpunkte, wenn er sagt: "Tanz – das ist der Mensch".