Ökozid
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10. Juli 2034. Die Folgen des Klimawandels sind schneller und verheerender, als die Wissenschaft es vorausgesehen hat. Wälder brennen und ganze Küstenregionen verschwinden im Wasser. Aber die Krise trifft nicht alle gleich hart. Während die Bevölkerung in den Industrienationen auf den gewohnten Wohlstand verzichten muss, verhungern andernorts Millionen von Menschen. Die Politik hat über Jahrzehnte ihre Versprechen gebrochen, nun verklagen 31 Staaten des globalen Südens die Bundesrepublik Deutschland vor dem Internationalen Gerichtshof auf Ausgleichszahlungen für die Vernichtung, die der Klimawandel in ihrer Heimat anrichtet. Dabei berufen sie sich auf Artikel 6 der UN-Menschenrechtscharta: Das Recht auf Leben. Das alte, ehrwürdige Gebäude in Den Haag wurde nach drei Sturmfluten so zerstört, dass der Gerichtshof nach Berlin verlegt werden musste, wo in einer provisorisch errichteten Halle heute, an diesem heißen Julitag, der Auftakt des umstrittenen Prozesses stattfindet. Vertreten wird die Koalition der Kläger von Wiebke Kastager, Expertin für internationales Umweltrecht. Ihre junge Anwaltskollegin Larissa Meybach ist eine Newcomerin auf diesem Parkett. Die ehemalige Klimaaktivistin muss in diesem Verfahren lernen, dass im Gerichtssaal andere Regeln gelten als auf der Straße. Gemeinsam wollen die beiden Anwältinnen nachweisen, dass die Bundesrepublik sich aktiv gegen die Klimaschutz-Bemühungen der EU gestellt hat und zwischen 1998 und 2020 wichtige Gesetze abgeschwächt oder gar verhindert hat, die den CO2-Ausstoß der gesamten EU reduziert hätten. 20 verlorene Jahre. Ihr Gegenspieler ist Victor Graf - er vertritt als Verteidiger die Bundesrepublik. Seine Strategie ist klar: Es wurden keine Gesetze gebrochen, die Regierungen haben im Auftrag der Wähler- und Wählerinnen gehandelt, demokratisch legitimiert, zum Wohle Deutschlands. Die Demokratie steht auf dem Spiel, wenn der Internationale Gerichtshof sich darüber hinwegsetzt. Seine wichtigste Zeugin ist Dr. Angela Merkel. Die Ex-Kanzlerin ist gekommen, um ihre Klimapolitik und ihr Erbe zu verteidigen. Das Gericht unter Vorsitz des Schweizer Richters Hans-Walter Klein eröffnet die Verhandlung mit einem Dilemma. Er muss sich die Frage stellen, ob das Recht auf Leben in Zukunft nur erhalten bleibt, wenn man der Natur ein Recht auf Unversehrtheit gewährt - und so die internationale Rechtsprechung revolutioniert. Ein Urteil würde zahllose Folgeklagen gegen andere Industrienationen nach sich ziehen und das Verhältnis zwischen Rechtsprechung und gewählten Vertretern nachhaltig erschüttern. Im Saal beginnt ein intensiver Schlagabtausch zwischen den Parteien, für jeden geht es ums Ganze. Die vorgetragenen Fakten und Beweise sprechen eine erschreckend eindeutige Sprache, aber reicht das, um unsere Prinzipien, unsere Vorstellungen von Freiheit und Demokratie aufzugeben? Der Druck auf das Verfahren steigt täglich. In den sozialen Netzwerken braut sich ein Meinungssturm zusammen, Ausschreitungen drohen. Warum sollten die Menschen in Deutschland für die Länder des Südens Milliarden zahlen, inmitten einer historisch beispiellosen Rezession? Das Gericht steht vor einer fast unlösbaren Aufgabe, und auch innerhalb der Streitparteien entstehen Konflikte über die richtige Strategie, über Risiken, und die Frage, was diejenigen noch verlieren können, die bereits mit dem Rücken zur Wand stehen. Jede und jeder kämpft mit der Frage, die die Welt seit Jahrzehnten beschäftigt: Wer übernimmt die Verantwortung, das Richtige zu tun, auch wenn der Preis hoch ist?
Hauptdarsteller:innen Friederike Becht, Nina Kunzendorf, Ulrich Tukur
Regie Andres Veiel