FOLGE 3
Fluss
Verglichen mit Frankreich, Italien oder Spanien hat Deutschland nur relativ kurze Küstenstrecken. Doch nichts prägt unser Land so wie das Wasser. Dass Deutschland aus der Vogelperspektive so grün aussieht, voller Bäume und Wälder, Wiesen, Äcker und Parks, liegt vor allem daran, dass es bei uns viel regnet. Und entlang der zahlreichen Flüsse konnten Waren, Informationen, Kultur und nicht zuletzt Menschen schon früh reisen. Die deutschen Gewässer wurden bereits als Transportwege genutzt, als das Reisen noch beschwerlich und langsam war. Heute ahmen wir das Netzwerk des Wassers überall nach: bei unseren Warenströmen über die Straßen, bei der Verteilung von Strom, Gas, Kohle und Öl. Alles fließt im Industrieland Deutschland. Manchmal muss sogar ein Hafen dem Fluss dorthin folgen, wohin er sein Bett verlegt. Wie der gigantische Binnenhafen von Duisburg-Ruhrort am Zusammenfluss von Rhein und Ruhr. Doch nicht nur der Rhein und seine viel genutzten Nebenflüsse Neckar, Main und Ruhr prägen das Land. Aus der Luft betrachtet scheint die Zeit an der Elbe beinahe stehengeblieben. Nirgendwo ist so viel Platz für Wasservögel wie in der Elbtalaue, wo sich im Spätsommer die Jungstörche startklar für den Winterurlaub im Süden machen. Ganz allein, ohne Eltern. Genau umgekehrt finden sich am Niederrhein und an der Emsmündung Hunderttausende von Wildgänsen aus der Arktis und Sibirien zum Überwintern ein - weil unser Dezember und Januar geradezu angenehm mild für sie sind. Auf Helgoland, Deutschlands einziger Hochsee-Insel, finden es die stattlichen Kegelrobben vergleichsweise so angenehm, dass sie inzwischen rund um Weihnachten an den Stränden der Düne ihre Jungen zur Welt bringen. Und etwas weiter südlich, am Strand der ostfriesischen Insel Juist, setzen die Helfer von der Robben-Aufzuchtstation in Norddeich jeden Herbst die mühsam aufgepäppelten Heuler aus. Aus der Luft sieht man am besten, wie schwer manchen der Abschied fällt. Auf beiden Seiten.
43 Min. · 18. Mai 2011
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